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15.05.2020

Leserbrief: Aktuelle Entwicklungen in der Corona-Pandemie

Coburg, 15.05.2020 (Martin Mittag) Leider haben sich jüngst auch in Stadt und Landkreis Coburg die Fallzahlen von Neuinfektionen mit dem Corona-Virus über den seitens der Bundesregierung und des Freistaats als kritische Grenze festgelegten Wert von 50 Neu-Infektionen pro 100.000 Einwohnern bewegt. Parallel dazu fanden in der letzten Woche zahlreiche öffentliche Kundgebungen, Versammlungen und Protestaktionen zu und vor allem gegen die seitens der Staats- und Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung und Bekämpfung dieser Pandemie statt. Dies wird wohl auch wieder über das kommende Wochenende der Fall sein.


Beides nehme ich deshalb zum Anlass aus meiner persönlichen Sicht Position zu beziehen. Grundsätzlich schließe ich mich der Meinung zahlreicher maßgeblicher Experten sowie der von Bundes- wie Staatsregierung an, dass wir es bei der Corona-Pandemie eben nicht nur mit einer „weiteren Form der saisonalen Grippe“ zu tun haben. Selbst wenn man die Berichte über teils versagende Gesundheitssysteme in anderen schwer getroffenen Ländern damit begründen könnte, dass die dortigen Gesundheitssysteme eben viel schlechter als das Deutsche seien, so nehme ich insbesondere die Berichte aus unseren eigenen Krankenhäusern zu den Krankheitsverläufen mit Covid-19 ernst – ja ich muss dies auch gerade als für alle Menschen in unserer Region verantwortlicher Politiker sehr ernst nehmen.

Es trifft eben nicht nur sogenannte Risikogruppen besonders schwer, sondern bislang kann niemand zweifelsfrei sagen, bei wem diese Krankheit nicht auch ohne entsprechende Vorerkrankungen einen schweren bis lebensgefährlichen Verlauf nimmt. Davon abgesehen mehren sich deutliche Anzeichen, dass eine Infektion mit diesem sehr aggressiven Corona-Virus zudem teils erhebliche Folgewirkungen auf die Gesundheit hat. So ist selbst bei leichten Verläufen nicht ausgeschlossen, dass das Virus den menschlichen Organismus nachhaltig schädigt und teils schwere Folgeerkrankungen sogar bei infizierten Kindern auslöst.

Bis unsere Mediziner und Wissenschaftler das Virus und die damit verbundenen Erkrankungen und Auswirkungen besser verstehen und vor allem wirksame Behandlungsmethoden und idealerweise einen gut geprüften Impfstoff anbieten können, halte ich es deshalb geradezu für geboten, alles Notwendige zu unternehmen, um wirklich alle Menschen möglichst vor einer Infektion damit zu schützen.

Auch für mich bedeutet dies erhebliche Einschränkungen persönlicher Gewohnheiten und Freiheiten und es erfordert grundlegende Anpassungen meines Verhaltens – sowohl im persönlichen Umfeld wie auch seitens meiner Arbeit als ihr Abgeordneter in Landtag, Kreistag und dem Stadtrat von Seßlach. Das ist auch für mich nicht immer einfach und leicht. Deshalb habe ich auch jedes Verständnis, dass dies von vielen Menschen nicht nur als persönliche Belastung wahrgenommen wird, sondern es hat leider auch erhebliche bis hin zu teils existenzgefährdende Auswirkungen auf das tägliche Leben.

Deshalb werde ich mich bei jeder Gelegenheit aktiv für Sie alle einsetzen, dass jede staatlicherseits vorgegebene Auflage und Einschränkung insbesondere von Grundrechten nicht nur sorgsam abgewogen und gut begründbar ist, sondern auch zeitlich so kurz wie möglich befristet wird. Und auch die erheblichen wirtschaftlich-finanziellen Maßnahmen, die zur Abfederung existentieller Bedrohungen vorgenommen werden, finden meine Zustimmung soweit auch hier jeweils sorgfältig abgewogen werden muss, was zielführend und notwendig ist.

Ich persönlich finde, dass die bayerische Staatsregierung hierbei bislang sehr sorgfältig und umsichtig abwägt. Auch die in Bayern und in Landkreis und Stadt Coburg jeweils vorgenommenen Maßnahmen orientieren sich dabei am unbedingten Notwendigem, um diese Pandemie einzudämmen und so schnell wie möglich zu überwinden. Gleiches gilt auch für die nun hinsichtlich der Lockerung von Auflagen und Beschränkungen eingeleiteten Pläne. Dass wir dabei auch weiterhin sehr sorgfältig abwägen und vorgehen sollten, zeigen mir die leider aktuell wieder gestiegenen Fallzahlen an Neuinfektionen in unserer und unmittelbar benachbarten Regionen. Wir sind eben leider noch lange nicht durch die Pandemie durch. 

So kann ich nur an jeden Einzelnen appellieren, sein persönliches Verhalten entsprechend rücksichtsvoll auszurichten. Freiheit kann nur mit persönlicher Verantwortung für unsere Mitmenschen wirklich gelingen. Wenn es für mich bedeutet einige persönliche Freiheiten freiwillig einzuschränken, um die Gesundheit meiner Mitmenschen so gut wie möglich zu schützen, so nehme ich dies jedenfalls sehr gerne auf mich.

Eine klare Absage möchte ich jedoch auch diversen in diesem Zusammenhang zunehmend aufkeimenden Verschwörungstheorien erteilen. Und jeder insbesondere politischen Gruppierung, die dies zum Anlass nimmt, um darauf aufbauend Hass und Zwietracht in unserer Gesellschaft zu verbreiten, um daraus dann auch noch für sich politisches Kapital zu schlagen, werde ich mich persönlich entgegenstellen.

Denn nur gemeinsam werden wir diese wirklich tiefgreifende Krise bewältigen können. Eine Güterabwägung, die Menschenleben gegen persönliche Freiheiten und auch wirtschaftlichen Erfolg aufrechnet, darf dabei meiner Ansicht nach jedoch nicht unser Maßstab sein.

In diesem Sinne: Bleiben Sie Gesund und helfen Sie auch weiter wie bisher so aktiv mit, dass wir diese schwere Prüfung so gut wie irgendwie möglich bestehen.

Ihr Martin Mittag MdL